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Fachtagung Zürich 2021

FACHTAGUNG DIGITALE TRANSFORMATION IN DER BAU- & IMMOBILIENBRANCHE

«Wie viel digitalen Zwilling braucht es?»

Der digitale Zwilling ist längst keine Neuentdeckung mehr. Während er in der industriellen Fertigung fest etabliert ist, hat er sich in der Bau- & Immobilienbranche noch nicht flächendeckend durchgesetzt.

Im Rahmen unserer Fachtagung vom 26. August 2021 im Kongresshaus Zürich haben wir aufgezeigt, dass bereits ein einfaches digitales Modell ausreicht, um die Digitalisierung schrittweise umzusetzen und damit einen nachhaltigen Mehrwert für Ihr Unternehmen zu generieren.


Workshop 1: Der «BIM-Lifecycle» von A-Z

In Workshop 1 wurde der «BIM-Lifecycle» von A-Z mit unterschiedlichen Stakeholdern besprochen. Bei dieser Diskussion stand vor allem die Nutzung der Daten und deren Erhebung sowie Wartung im Vordergrund.

Dabei hat es sich gezeigt, wie wichtig es ist die gesamte Belegschaft auf die Veränderungen einzustimmen und den Nutzen von BIM so verständlich wie möglich zu vermitteln. Dadurch kann eine gesamtheitliche Datenerfassung sichergestellt werden. Ebenso wichtig ist es, vorab zu klären wem die erhobenen Daten gehören und welchen Stakeholdern diese zur Verfügung gestellt werden können. Denn BIM kann nur durch eine Firmenübergreifende Zusammenarbeit die volle Wirkung entfalten. Dafür wird es auch einen allgemeingültigen Standard brauchen.


Workshop 2: Daten sind Gold – wo liegt der Mehrwert der BIM-Daten?

Ziel des Workshops 2 war es , den rund 25 Teilnehmenden aufzuzeigen, dass bereits mit einigen wenigen Datensätzen spannende und gewinnbringende Auswertungen möglich sind und dadurch Entscheidungen besser abgestützt werden können.  Der erste Teil des Workshops wurde auf einer übergeordneten Ebene dem Thema Daten im Unternehmen gewidmet. Im zweiten Teil lag der Fokus auf praktischen Beispielen aus dem Projektalltag.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Workshop

  • Weder mit Informationen angereicherte 3D-Modelle noch komplette digitale Zwillinge sind nötig, um mit BIM-Daten bereits heute einen Mehrwert schaffen zu können.

  • Gerade die Verknüpfung von BIM-Daten mit den Daten aus ERP- sowie GIS-/CAD-Systemen und Fachapplikationen eröffnet viele Einsatzmöglichkeiten – bei der Planung, während des Bauens und im Betrieb.

  • Eigene Daten können mit einer Vielfalt an Daten aus externen Datenquellen (z.B. Wetter von MeteoSchweiz, Gebäudedaten von Swisstopo, Strassenrouten von HERE) kombiniert werden, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Viele dieser Datensätze können mit Hilfe eines Webservices in Echtzeit abgefragt werden; einige sind sogar als Open Data verfügbar.

  • Es ist wichtig, dass die Mitarbeitenden aus den Fachabteilung und von der IT-Abteilung ein gemeinsames Verständnis aufbauen. Dies kann auch durch kleine, gemeinsam abgewickelte Proof-of-concept (PoC)-Projekte erreicht werden.

  • Daten gewinnbringend einzusetzen bedingt initiale Investitionen – langfristig zahlen sich diese Investitionen aber aus.

 Lesen Sie hier den Blog-Beitrag, um noch mehr über den Mehrwert von BIM-Daten zu erfahren.

 

Workshop 3: Der Datenfluss im Infrastrukturbau

Das Ziel des Workshops 3 war die Erarbeitung von BIM Anwendungsfällen, welche die TeilnehmerInnen mitnehmen und in ihrer eigenen Organisation umsetzen können. Nach einem Input Referat zum Thema Digitalisierung im Infrastrukturbau, wurde aufgezeigt wie basierend auf drei Schritten ein Anwendungsfall entsteht.

In einem ersten Schritt wurde analysiert welche Daten als Basis zur Verfügung stehen. Das Beispielspektrum reichte hier von Vertragsunterlagen, Zustandsdaten, Qualität, verbaute Materialien, Geologie, Vertragsunterlagen, Katasterdaten bis zu Kosten.
Im zweiten Schritt wurde geschaut welches Bedürfnis besteht (welche Daten brauche ich als Betreiber). Als Beispiel können Daten der Ausführung (inkl. Haltbarkeit, Lebensdauer der Daten, verbautes Material), rechtl. Vorgaben (Bsp. Lärmvorschriften), Betriebsdaten (Energie, Emissionen, Nutzer), Geotracking (wo stehen meine Installationen) genannt werden.
Und im dritten Schritt wurde untersucht, wo Lücken in diesen Daten bestehen. Die Problematik wurde v.a. in redundanten Daten, mangelnder Datenqualität, Datenpflege bei Projektänderungen, und der Zugänglichkeit von Daten gesehen.

Die Teilnehmer*innen konnten in der Diskussion von den gegenseitigen Erfahrungen profitieren. Man war sich einig, dass der Idealzustand wäre die Daten nur einmal zu haben, aber dafür richtig. Weitere spannende Diskussionspunkte waren folgende:

  • Das Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Innovation: damit alle Beteiligten im Infrastrukturbau von BIM profitieren können, braucht es eine gewisse Normierung/ Standardvorgaben von BIM. Die Herausforderung besteht allerdings darin das richtige Mass zu finden, um Innovationen nicht zu unterbinden.

  • Data Ownership: Sollen Daten unentgeltlich der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden? Hier kam die Frage auf, ob im Gegenzug die Nutzer der Daten wiederum ihre Ergebnisse (verdichtete Daten) zurückspielen müssten und auch zur Verfügung zu stellen. Unbeantwortet blieb die Frage wodurch bzw. wie werden dem Generator von Daten/dem Datenlieferanten die entstandenen Kosten für die Datensammlung abgegolten? 

Und zum Fazit: Wie viel digitaler Zwilling braucht es wirklich? Es muss nicht immer zwingend der perfekte digitale Zwilling sein, sondern darf auch mal «der kleine hässliche Bruder» sein. Damit ist gemeint, vorhandene Daten sollen genutzt werden, auch wenn sie anfangs unvollständig sind. Peu à peu und in der Summe von vielen kleinen Anwendungsfällen, die auf spezifische fachliche Bedürfnisse zugeschnitten werden, kann BIM zielführend umgesetzt werden.

 

Workshop 4: Data Governance und Digital Twins

Im Workshop zu Data Governance und Digital Twins stand die Bedeutung von Daten im Zentrum. Nach einer Einführung zu Digitalisierung und Digital Twin wurden gemeinsam Nutzungspotenziale von BIM/ eines digitalen Zwillings der eigenen Unternehmung gesammelt. Dabei wurde erkennbar, dass der digitale Zwilling nie Selbstzweck sein darf. Data Governance ist businessgetrieben und dient somit dem fachlichen Zweck und widerspiegelt nicht nur eine Thematik der IT. Die Betrachtung der Enterprise Architecture und des Ecosystems sind dabei zentral. Weiter wurde diskutiert, dass die Resonanz von zukünftigen Daten nicht unterschätzt werden sollte. Eine weitere Erkenntnis war, dass nur so viele Attribute und Informationen innerhalb des digitalen Zwillings geführt werden sollten wie nötig, nicht so viele wie möglich.

Nach der Analyse von Nutzungspotenzialen wurden innerhalb des Workshops Anwendungsfälle skizziert. Dabei wurde klar, dass die Herausforderung an die Data Governance entlang des Gebäudelebenszyklus relativ hoch ist, da sich die vielen Daten in Herkunft, Format, Aktualität, Nutzungsanspruch, etc. unterscheiden. Zudem sind gewisse benötigte Inputdaten heute noch gar nicht digital vorhanden und Verantwortlichkeiten von Daten nicht definiert.

Nachdem der aktuelle Stand der digitalen Transformation in der entsprechenden Unternehmung festgestellt wurde und die Nutzungspotenziale identifiziert und die Anwendungsfälle ausgearbeitet wurden, gilt als nächster Handlungsschritt die Umsetzung von Anwendungsfällen inklusive Attribut-Anreicherung. Dazu gehören vor allem auch die Finanzdaten, welche vermehrt mit einbezogen werden sollten. Relevant im Digitalisierungsprozess ist das Denken in Simulationen, damit Varianten betrachtet und verglichen werden können und somit eine Bestvariante ausgearbeitet werden kann.